Auch wenn der Wendekreis für ihren Rollstuhl im Gewächshaus dadurch immer kleiner wird - Irmgard Zysk findet immer wieder ein Plätzchen, wo sie noch einen frisch eingepflanzten Ableger hinstellen kann. Zwar kann sie mit ihren 98 Jahren keinen Spaten mehr benutzen, aber im gläsernen Haus im Park des Kardinal-von-Galen-Hauses kann sie sich nach Herzenslust um ihre grünen Lieblinge kümmern.
Solange sie denken kann, hatte Irmgard Zysk immer einen Garten. In jeder freien Minute hat sie sich dort um die Pflanzen gekümmert. Umso schwerer fiel ihr der Abschied, als 2012 der Umzug ins Kardinal-von-Galen-Haus feststand. Viel Zeit verbrachte sie dann im Park des Hauses - zupfte Unkraut, kümmerte sich um das Hochbeet oder goss die Kübelpflanzen. Als die Hausmeister vor einigen Jahren versehentlich eine Hortensie mit dem Rasenmäher bis auf einen kleinen Stiel kürzten, grub sie die Pflanze kurzerhand aus und pflanzte sie in einen Topf. Gabriele Hülsmann, Leiterin des Sozialen Dienstes im Kardinal-von-Galen-Haus, bot ihr im Gewächshaus einen Platz an. Dort stand die Unfallpflanze geschützt und konnte sich erholen. Jeden Tag besuchte Irmgard Zysk ihre Hortensie und kümmerte sich im Laufe der Zeit um immer mehr Pflanzen. "Sie hat einfach einen grünen Daumen." freut sich Gabriele Hülsmann. Gemeinsam mit Erika Krohnen, die 89 Jahre alt ist und ebenfalls im Kardinal-von-Galen-Haus wohnt, überlegt sie, welches Mittel sie gegen Blattläuse verwenden können oder wann sie bestimmte Pflanzen zurückschneiden sollen. Ihre Hortensie hat sich durch die fachkundige Pflege gut erholt, ist auf stolze 1,50 Meter herangewachsen und blüht dankbar in knalligem Pink. Auch Margeriten, Stockrosen, Geranien, Glockenblumen, Tomaten und Gurken haben ihren Platz gefunden und immer wieder zieht Irmgard Zysk neue Ableger. Wenn sie mal nicht gießt, pflegt oder umtopft, redet sie mit den Blumen. "Ich glaube, die Pflanzen spüren, dass man es gut mit ihnen meint." sagt sie. Ein Gärtnergeheimnis, dass die Blütenpracht um sie herum bestätigt.