In der in Düsseldorf erscheinenden Zeitschrift "Caritas in NRW" warnt Böllert, dass die Folgen der sozialen Kontakteinschränkungen "das ganze Leben und mittlerweile auch die Zukunftschancen der jungen Generationen" beeinflussen. "Übergänge vor allem in den Ausbildungsbereich oder das Hochschulstudium sind unklar, es kommt zu einer schleichenden Entkopplung von Statusübergängen", konstatiert die Professorin der Universität Münster, die auch Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft für Jugendhilfe (AGJ) ist.
Der Blick der Gesellschaft dürfe nicht einseitig auf die gesundheitlichen Folgen der Pandemie gerichtet bleiben, oder nur "Lerndefizite" diagnostizieren. "Um Bildungs- und Chancengerechtigkeit zu ermöglichen sowie Beteiligungsrechte zu verankern, müssten krisenfeste Bedingungen und diskriminierungsfreie Zugänge zu Infrastrukturen entwickelt werden, die sich an den konkreten Bedarfen junger Menschen orientieren und besonders junge Menschen in prekären Lebenslagen erreichen", fordert Böllert. Sie nennt die Kindergrundsicherung zur Bekämpfung sozialer Ungleichheit, den Ausbau sozialer Infrastruktur wie z.B. die offene Kinder- und Jugendarbeit und die Jugendverbandsarbeit. Jugendpolitik sei ein Beitrag für mehr Generationengerechtigkeit.
Die Caritas werde dieses Thema im Landtagswahlkampf an diejenigen richten, die sich um künftige politische Verantwortung bewerben, kündigte der Münsteraner Diözesan-Caritasdirektor Heinz-Josef Kessmann an: "Wir fragen: was wollt ihr tun, damit Kinder und Jugendliche diesen Entwicklungsrückschritt aufholen?" In der nächsten Legislaturperiode habe die Umsetzung des Rechtsanspruchs auf einen Ganztagsplatz hohe Bedeutung, dazu die fachliche Weiterentwicklung der Tageseinrichtungen für Kinder und die Sorge um den Fachkräftemangel in allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe.
033-2022 31. März 2022