Der münstersche Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann warnt allerdings davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen und große Flüchtlingsunterkünfte zu bauen: "Wenn wir Integration wollen, müssen wir sie dezentral unterbringen." Um die Integration bemühen sich auch die Projekte vor Ort, denen Kessmann in Castrop-Rauxel Förderurkunden überreichte. Vier Ideen unterstützt die Caritas-GemeinschaftsStiftung im Bistum Münster angelehnt an die Caritas-Jahreskampagne "Weit weg ist näher, als du denkst" mit je 2.000 Euro.
Die Flucht von Millionen Menschen angesichts einer besonderen Dichte an Konflikten sieht Kessmann als eines der "brennendsten Probleme" derzeit an. Im Vergleich erreichten allerdings nur sehr wenige Deutschland. Insbesondere die syrischen Nachbarstaaten Jordanien und Libanon seien da in anderen Größenordnungen belastet. Trotz weit über einer halben Million syrischer Flüchtlinge lasse der muslimische König von Jordanien aktuell zusätzlich 1.000 Christen aus dem Nordirak auf seine Kosten ausfliegen und habe die Caritas Jordanien um deren Versorgung gebeten.
Eine solche Willkommensstruktur zu schaffen, wünschte sich auch Aiga Wegmann-Sandkamp, Migrationsreferentin im Diözesancaritasverband Münster. Das geschieht lokal in Einzelinitiativen, von denen die Caritas-Stiftung beispielhaft aus 16 Bewerbungen vier herausgesucht hatte.
In Castrop-Rauxel wird damit das Projekt Stadtteilmütter unterstützt, in dem Ehrenamtliche mit Migrationshintergrund in vielfältiger Weise Migrationsfamilien unterstützen. Auf gleicher Sprachebene und mit dem Wissen um die Besonderheiten der Kulturen sind sie dafür besonders geeignet. Vor allem helfen die rund 20 Freiwilligen, die gut Deutsch sprechen und zunächst geschult worden sind, Familien aus dem Nahen Osten, so Projektleiterin Sigrid Dähnke. Gesucht werde derzeit nach weiteren Finanzquellen, da die Haushaltslage der Stadt eine Anschlussfinanzierung nicht erlaube.
Im Kreis Warendorf gibt es keine hauptamtliche Flüchtlingshilfe mehr. Umso wichtiger war es für die Caritas Ahlen, ehrenamtliche Lotsen zu finden, die Familien sowohl in der Sprachförderung unterstützen als auch allgemein begleiten, so Helena Sieniwaski. Integrationslotsen will auch die Caritas Ahaus-Vreden finden, die zum Beispiel Elterngespräche in Schulen und Kindergärten begleiten sollen. Enstanden ist die Idee aus einem Aktionstag und es wird ökumenisch zusammengearbeitet, erklärte Gemeindecaritas-Mitarbeiterin Christel Mers. Mit dabei sind die Pfadfinder, die vor allem bei Freizeitangeboten mit Technik und Wissen aushelfen können.
Die Caritas in Haltern hat sich zum Ziel gesetzt, das Leben in den Flüchtlingsunterkünften menschenwürdiger zu gestalten. Da auch Haltern am See in der Haushaltssicherung ist, steht von dort kein Geld zur Verfügung. Ehrenamtlich ist mit einem Sprachkurs begonnen worden, zu dem sich mittlerweile Teilnehmer aus zehn Nationen mangels anderer Möglichkeiten im Trockenraum eines Heims treffen und mit viel Engagement Deutsch lernen. Gestartet worden ist zudem ein theaterpädagogisches Projekt, wie David Schütz von der Gemeindecaritas berichtete.
084-2014 hgw 5. September 2014%3