"Wo Menschen arbeiten, passieren Fehler, vor allem wenn sie wie die Mitarbeiter in der Pflege ständig unter hohem Druck stehen," erklärt Anne Eckert, Referatsleiterin im Diözesancaritasverband Münster. Aber die neuen Vorwürfe gründeten auf einer falschen Basis.
Die Caritas habe das System der Pflegenoten immer als wenig aussagekräftig angesehen. Selbst wenn Correctiv daraus jetzt aus seiner Sicht einige wenige entscheidendere Bereiche herausgreife, "kann aus Unsinn kein Sinn abgeleitet werden", so Eckert. Seit 2011 erprobt die Caritas in der Diözese Münster mit dem Bielefelder Pflegewissenschaftler Dr. Klaus Wingenfeld im Projekt "Ergebnisqualität Münster (EQMS)" eine Alternative. In der Diözese Münster beteiligen sich rund 100 Altenheimen daran, an einem parallelen Projekt des Caritasverbandes für das Erzbistum Köln weitere gut 200. Ab 2018 wird diese Methode den bisherigen "Pflege TÜV" ablösen
Jochen Albers, einer der drei Sprecher der 204 in der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft Altenheime zusammengeschlossen katholischen Altenheime in der Diözese Münster und Leiter des Henricus-Stift in Südlohn, kann auf Erfahrungen aus mittlerweile neun Erhebungen des neuen Systems zurückgreifen: "Wir haben damit ein Instrument, um unsere Qualiltät ständig weiterzuentwickeln und Fehler schnell zu erkennen". EQMS ermögliche nicht nur den Vergleich der Heime untereinander, sondern auch einzelner Wohnbereiche. "Da sehen wir sofort, wo es noch hakt und warum es anderswo besser läuft," sagt Albers.
Wenig aussagekräftig ist nach Ansicht von Eckert auch der Preisvergleich. Wie Correctiv selbst sage, ergebe sich daraus kein Hinweis auf die Qualität der Pflege. Wenn Preise kritisiert würden, müsse klar sein, dass "gute Pflege nicht zum Billigtarif zu haben ist", stellt Anne Eckert fest. Rund 80 Prozent der Gesamtkosten in einem Heim müssten für die Personalkosten aufgewendet werden. Die Caritas bezahle ihre Mitarbeitenden nach Tarif und das schlage sich natürlich im Pflegesatz nieder.
Bedauerlich findet Eckert die immer neuen Vorwürfe an die Pflege in den Altenheimen, mal an Einzelfällen, mal wie jetzt eher pauschal. Mit welchem Einsatz die Mitarbeitenden sich im Alltag um die alten Menschen kümmerten, finde kaum Niederschlag. "Das ist demotivierend", sagt die Caritas-Mitarbeiterin: "Dabei müssen wir in den nächsten Jahren viele neue Fachkräfte gewinnen, wenn wir gute Pflege sicherstellen wollen".
Um ein gutes und vor allem auch das passende Heim zu finden, sei die beste Methode ein Besuch vor Ort, um die Atmosphäre zu erspüren, wie auch Correctiv empfehle. Die Pflegenoten bildeten im wesentlichen die Dokumentation ab. Nur ganz wenige Bewohner würden befragt. Auch dies sei ein wesentlicher Unterschied zu EQMS. "Wir lassen alle Bewohner zu Wort kommen und interviewen auch die Angehörigen", sagt Anne Eckert. Deswegen könne EQMS tatsächlich wie vom Gesetzgeber gefordert die Ergebnisqualität abbilden.
050/2016 (hgw) 3. Juni 2016%3%3%3%3%3%