Bärbel Lehmann, stellvertretende Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen(SkF) in Ibbenbüren freute sich, dass er jetzt die Schirmherrschaft für das Projekt "Lebenswer(k)t - Altersarmut begegnen" übernommen hat. Er sei bekannt für klare Worte und als Befürworter der Bewegung Maria 2.0, was gut zu einem Frauenverband passe. Lehmann stellte ihm zusammen mit weiteren Vorstandsmitgliedern und Ehrenamtlichen im Sozialkaufhaus des SkF ihre Arbeit vor.
Die Idee, Freiwillige zu finden und zu schulen, damit sie in intensivem Kontakt ver- und überschuldete alte Menschen begleiten, hatte Sternberg schon vor zwei Jahren auf dem Katholikentag bei der Verleihung des Aggiornamento-Preises als besonders innovativ gewürdigt. Mittlerweile ist der SkF mit dieser Idee der Zusammenarbeit von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden zum Thema Altersarmut im bundesweiten Wettbewerb "startsocial - Hilfe für Helfer" unter die ersten 25 gekommen und aktuell für den Deutschen Engagementpreis nominiert.
Sternberg erklärte, dass Schulden und Privatinsolvenz schon in seiner Zeit als Leiter der Bischöflichen Akademie Franz Hitze Haus ein großes Thema gewesen sei, das ihn sehr berührt habe. Aktuell konnte er auf eine gerade veröffentlichte Studie verweisen, nach der die Senioren überzeugend gut situiert seien, weil sie neben Rente oder Pension über lang erarbeitete Vermögenswerte verfügten. Heute sei die Zahl der in Armut lebenden alten Menschen noch gering, aber sie werde durch die gebrochenen Arbeits- und Lebensbiographien "noch gewaltig ansteigen".
Die Schirmherrschaft habe er gerne übernommen, bekannte Sternberg. Grund sei auch, dass die Arbeit des SkF, in dem sich vorwiegend Frauen engagieren, für ihn "zu den besten Seiten der Kirche" gehöre und den Blick auf das Gute in ihr lenke. Gerade jetzt in Corona-Zeiten seien Caritas und Diakonie besonders überzeugend.
Wie nah das Projekt Altersarmut an den Menschen und ihren Nöten ist, erfuhr Sternberg aus den Schilderungen von Projektleiterin Melanie Haslage und einigen der acht aktiven Ehrenamtlichen, die pro Jahr 20 bis 25 alte Menschen betreuen. Entstanden ist die Projektidee aus der Erfahrung in der Schuldnerberatung, dass immer mehr verschuldete Menschen im Rentenalter kamen, aber hauptamtlich nicht genügend Zeit für ihre Begleitung blieb.
Denn oft, so berichteten die Ehrenamtlichen, gehe es erst einmal und vor allem um Zuhören. Neben den Schulden drücke nicht zuletzt die Einsamkeit. Für die Aufarbeitung der Schulden bringt das Team der Ehrenamtlichen für die spezielle Aufgabe schon einiges an Kompetenzen aus ihren eigenen Berufen mit. Melanie Haslage bereitet sie zusätzlich durch Schulungen darauf vor. Immer wieder wird sie überrascht von den kreativen Lösungen, die ihre Freiwilligen finden, die selbst überwiegend im Rentenalter sind oder kurz davor stehen.
Gestartet werden konnte das Projekt 2015 auch mit Innovationsmitteln des Diözesancaritasverbandes. Als die ausliefen, sei klar gewesen, dass es trotzdem weitergehen müsse, erklärte SkF-Geschäftsführerin Barbara Kurlemann. Neue Wege der Finanzierung seien gefunden worden. Aktuell sei eine Neustrukturierung möglich geworden weil durch startsocial zwei Coaches zur Verfügung gestellt wurden. Für die ersten 25 unter den Bewerbern habe es zudem eine Einladung ins Bundeskanzleramt gegeben. Aber dann sei Corona gekommen. Kurlemann hofft auf eine neue Chance nach der Pandemie und einen weiteren Erfolg im Deutschen Engagement Preis, der teilweise über ein Online-Voting vergeben wird.
086-2020 (hgw) 25. August 2020