Immer dann, wenn im Alltag die Gewalt und der Missbrauch, den sie schon in ihren ersten Lebensjahren erlebt haben, hervorbricht und sie sich völlig unerwartet verhalten. "Wir müssen unsere Mitarbeiter dafür qualifizieren zu verstehen, wie die Innenwelt der Kinder gestrickt ist", ist die Erkenntnis von Geschäftsleiterin Christiane Jansen. Das wird jetzt möglich durch die Förderung aus der Caritas GemeinschaftsStiftung im Bistum Münster. Dr. Helga Terwey-Weber und Dr. Hartmut Weber übergaben jetzt zusammen mit dem Vorsitzenden der Stiftung, Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann, aus ihrem Stiftungsfonds "Frühtraumatisierung - Hilfe und Prävention" 6.000 Euro an die katholische Jugendhilfe-Einrichtung.
Das Stifter-Ehepaar konnte aus eigenen Erfahrungen mit Pflegekindern bestätigen, wie problematisch der Alltag mit einem frühtraumatisierten Kind werden kann. Trotz Kenntnisse aus eigener medizinischer Praxis mit dem Thema, sei man dafür nicht gerüstet und komme mit "Pädagogik schnell an die Grenzen", sagte Helga Terwey-Weber. Das Verständnis der Hintergründe sei dann hilfreich, bestätigte sie die Erkenntnis von Christiane Jansen.
Heinz-Josef Kessmann begrüßte es, dass die Entscheidung für eine Fortbildung gefallen sei. Hier müsse man investieren, "um Grenzen zu verschieben", um einen neuen Blick auf das Verhalten der Kinder zu gewinnen. Leider sei es schwierig, über die Regelfinanzierung genügend Mittel dafür bereitzustellen. Stetig in die Weiterbildung der Mitarbeiter zu investieren, ist für Christiane Jansen aber notwendig: "Wir wollen eine lernende Einrichtung sein und bleiben."
Im Herbst soll die Ausbildung in Traumapädagogik für acht Mitarbeiter beginnen und Anfang 2016 abgeschlossen werden. Sie kommen aus mehreren intensivpädagogischen Gruppen der Jugendhilfeeinrichtung und sollen ihr Wissen an die Kollegen weiter geben. Christoph Wegener, der als Psychologe die Fortbildung organisiert, nennt als Ziel "die Durchdringung in alle Gruppen".
057-2015 (hgw) 13. Mai 2015