Sofortige wirtschaftliche Hilfen für Krankenhäuser hat die Caritas in NRW gefordert. Auf dem Katholischen Krankenhaustag in Essen verwies der Münsteraner Caritasdirektor Dominique Hopfenzitz auf zurückliegende Kostensteigerungen, die "zu einer existenzbedrohenden Liquiditäts- und Ergebnislage unserer katholischen Krankenhäuser" geführt hätten. Bereits 40 Kliniken in Deutschland hätten in diesem Jahr Insolvenz anmelden müssen, davon fast die Hälfte in NRW. Die Zukunftsfähigkeit des katholischen Krankenhauswesens stehe in Frage. Hopfenzitz wies darauf hin, dass etliche kommunale Kliniken durch ihre Träger finanziell unterstützt würden - anders als konfessionelle Kliniken. Hopfenzitz sprach in Essen vor über 180 Geschäftsführern und Managern von katholischen Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen.
Von der Politik forderte der Caritas-Direktor Rahmenbedingungen, um den seit Jahrhunderten verlässlich und qualitativ hochwertig erfüllten Auftrag weiter gestalten zu können. "Jahrzehntelange Partnerschaft ist nicht einseitig!" betonte Hopfenzitz. In unzähligen Gesprächen mit Landräten, Bundes- und Landtagsabgeordneten habe die Caritas in den zurückliegenden Monaten ein sogenanntes Vorschaltgesetz im Vorfeld der sich hinziehenden Bundesreform gefordert und weitere Lösungsansätze vorgeschlagen.
Deutliche Kritik übte Hopfenzitz an den Reformvorschlägen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD): "Wenn Krankenhäuser geschlossen werden sollen, dann muss die Politik das auch der Gesellschaft so vermitteln und sich nicht hinter Pseudodiskussionen über Transparenz und Qualität verstecken", sagte Hopfenzitz. Eine "chaotische Bedarfsplanung" mit Insolvenzen von Krankenhäusern oder einer teilweisen Rekommunalisierung sei ein Armutszeugnis für die Politik und könne zu einer realen Katastrophe für die Versorgung der Menschen werden.
Hopfenzitz warnte vor einer Ausdünnung der flächendeckenden Gesundheitsversorgung. Verlierer seien Menschen ohne Auto, ohne Angehörige in Gegenden ohne ausgebauten Nahverkehr. Auch Pflegekräfte seien üblicherweise nicht bereit 50 Kilometer zur Arbeit zu fahren. "Fallen wohnortnahe Arbeitsplätze weg, werden unterschiedliche Berufsgruppen nicht mehr dem Gesundheits- und insbesondere Krankenhauswesen zur Verfügung stehen", warnte er mit Blick auf den heute schon drückenden Fachkräftemangel.
Auch der Rettungsdienst stoße schon jetzt an seine Kapazitätsgrenzen.
Die Patientenbeauftragte der Landesregierung NRW Claudia Middendorf, sieht die Krankenhausplanung in NRW als Vorbild für die Reformen auf Bundesebene insgesamt. Bei der Krankenhausreform helfe keine "kalte Strukturbereinigung, sondern eine am Patientenwohl orientierte Neuordnung". Middendorf warnte vor einer Verunsicherung der Patientinnen und Patienten und des Personals. "Krankenhäuser sind zu wichtig, um kaputtgespart zu werden", sagte sie auf der Caritas-Veranstaltung in Essen.
Der derzeitige Kostendruck entstehe durch inflationsbedingte Kostensteigerungen, Kostensteigerungen für Medizinprodukte, Arzneimittel und Lebensmittel und nicht zuletzt hohe Tarifsteigerungen. Zuständig für die Refinanzierung der Betriebskosten sei der Bund. Tarifkostensteigerungen müssten kompensiert werden, forderte Middendorf, sonst sei die Krankenhauslandschaft gefährdet.
Middendorf zeigte sich optimistisch, dass das System der Krankenhausplanung aus Nordrhein-Westfalen auf ganz Deutschland übertragen werden könne. Das sei "gut für alle Beteiligten und insbesondere für die Patientinnen und Patienten", betonte sie. Denn bei dem System stehe die Qualität im Vordergrund.
In NRW erbringen rund 150 katholische Krankenhäuser mit 52.000 Betten eine wohnortnahe, leistungsstarke Versorgung. Ihre 120.000 Beschäftigten behandeln jedes Jahr 2,25 Millionen Patientinnen und Patienten. Zudem stellen die katholischen Krankenhäuser über 16.000 Ausbildungsplätze zur Verfügung. Sie sind freigemeinnützige Träger, die erwirtschaftete Überschüsse im Dienst der Allgemeinheit reinvestieren.
Bundesweit haben rund 34 Prozent der 1900 Kliniken einen frei-gemeinnützigen Träger.
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Caritas in NRW
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Markus Lahrmann (verantwortlich)