Schon jetzt stehen sie unter hohem finanziellen Druck durch die Folgen der Pandemie, Preissteigerungen und ein nicht auskömmliches System der Krankenhausfinanzierung, erklärt Marcus Proff, Referatsleiter Krankenhäuser im Diözesancaritasverband Münster. Die vorgesehenen Umstrukturierungen im Krankenhausplan der derzeitigen Landesregierung könnten die Kosten weiter erhöhen. In einer Aktionswoche wenden sich die Kliniken an die Landtagskandidaten und weisen auf eine mögliche Einschränkung der Gesundheitsversorgung hin.
"Oberstes Ziel muss eine am Bedarf orientierte und regional vernetzte Versorgung sein", fordert Proff. Die geplanten Strukturveränderungen seien jedoch kostenintensiv. Die Kliniken befürchteten zudem durch die Konzentration von Leistungen eine Ausdünnung des Angebots auf dem Land.
Die Klinikenlandschaft in der Diözese Münster ist noch geprägt von vielen, schnell erreichbaren Krankenhäusern. Um den wirtschaftlichen Anforderungen gerecht zu werden, haben sie sich in den vergangenen Jahren zunehmend zusammen geschlossen, aber die Standorte weitgehend erhalten.
Seit langem fordern die Krankenhäuser eine stärkere Unterstützung bei den Investitionen. Der Bedarf liegt laut des RWI Leibnitz-Instituts für Wirtschaftsforschung Essen und der Institute für Health Care Business (hcb) jährlich in NRW bei 1,85 Milliarden Euro, so Proff. Davon übernehme das Land bislang nur ein Drittel. Von der nächsten Landesregierung erwarteten die Kliniken eine Aufösung des Investitionsstaus und zudem eine Unterstützung bei weiteren Investitionen in Digitalisierung, It-Sicherheit und Klimaschutz.
Zudem habe die Abschaffung von Ausgleichszahlungen durch Bundesgesundheitsminister Lauterbach für enorme Unruhe gesorgt, erklärt Proff. Die nach wie vor hohen Personalausfälle durch Quarantäne und dadurch bedingte Schließungen von ganzen Stationen führten zu Einnahmeausfällen, die die Krankenhäuser aus eigener Kraft nicht ausgleichen könnten.
Ursache für die Finanzierungsprobleme ist zudem das System der Fallpauschalen. Die angekündigte Reform müsse auf Bundesebene jetzt zügig angegangen werden, fordert Marcus Proff. Dabei müssten die Kliniken mitreden dürfen. Die Fallpauschalen müssten um die Erstattung von Vorhaltekosten für Personal und Infrastruktur ergänzt werden. "Nur so kann eine Versorgung in ländlichen Regionen mit geringer Bevölkerungsdichte aufrecht erhalten werden", erklärt Proff.
045-2022 (hgw) 4. Mai 2021