Aufgrund des Mangels an bezahlbarem Wohnraum können sie nicht ausziehen und „blockieren so die vorhandenen Plätze für andere Hilfebedürftige“, sagt Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Die gestern (30. September) erschienene Zeitschrift „Caritas in NRW“ befasst sich mit dem Schwerpunktthema Wohnungslosigkeit, unter anderem in Reportagen aus Münster mit der "Aufsuchenden Straßensozialarbeit" des Sozialdienstes katholischer Frauen und dem Projekt "Wohnen 60+" für ältere und pflegebedürftige Wohnungslose.
„Die Wartelisten“, so Kessmann, „werden immer länger“, der Wohnraumbedarf sei immens groß. Immer mehr preiswerte, öffentlich geförderte Wohnungen seien aus der Belegungsbindung gefallen. Kommunen hätten ihre alten Wohnungsbestände verkauft und damit ihren Haushalt saniert. „Die werden jetzt an andere Einkommensgruppen vermietet und sind endgültig verloren“, erklärt der Diözesancaritasdirektor. Gleichzeitig habe die Nachfrage nach preisgünstigem Wohnraum auch durch den Zuzug von Flüchtlingen und von Zuwanderern aus Südosteuropa sehr zugenommen.
Knapp 21.000 Menschen waren zum 30. Juni 2015 in Nordrhein-Westfalen wohnungslos gemeldet (plus 2,4 Prozent gegenüber 2014). Sie waren in kommunalen Notunterkünften oder Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände untergebracht oder sind bei Bekannten untergekommen. Alle benötigten absehbar eine Wohnung, um aus dem Versorgungssystem herauszukommen, so Kessmann. Wohlfahrtsverbände und Kirche engagierten sich, um dauerhafte Wohnmöglichkeiten für diese Zielgruppen zu schaffen. Dazu gehörten der Ankauf von Wohnobjekten, die Herrichtung eigener Immobilien oder der Neubau auf extra für diesen Zweck erworbenen Grundstücken. Das Wohnraumförderprogramm 2014-2017 des Landes erleichtere diese Vorhaben und flankiere sie durch günstige Darlehen, Tilgungsnachlässe und andere Anreize.