Krankenhäuser könnten "nicht als Wirtschaftsunternehmen betrachtet werden, die jederzeit genug Rendite erbringen müssen und dafür Personal, Ausrüstung und Notfallkapazitäten stets knapp halten sollen", betont Kessmann. Sie seien systemrelevant und "müssen auch im Krisenfall voll funktionsfähig bleiben können. Der Mangel an Schutzmasken, Kitteln und Desinfektionsmitteln habe die Reaktionsfähigkeit vor Ort deutlich geschwächt. Es habe sich gezeigt, dass eine vom Land unterstützte Vorratshaltung erforderlich sei.
Ebenso erfordere die Systemrelevanz von Krankenhäusern und Altenheimen nach Auffassung des Diözesancaritasdirektors eine faire und tariflich geregelte Bezahlung sowie ausreichend menschliche Zuwendung. Hier sei die Gemeinnützigkeit von Trägern sehr passend. Kessmann verweist darauf, dass der Lohn in Einrichtungen der Caritas über dem Branchendurchschnitt liege.
In der Krise habe sich gezeigt, dass das allzu oft allein auf Ehrenamt und humanitärer Hilfe basierende System der Versorgung mit Lebensmitteln und medizinischen Leistungen an seine Grenzen stoße. "Tafeln waren schnell leer. Menschen, die zuvor auf dieses System vertrauen mussten, standen plötzlich vor dem Nichts," sagt Kessmann. Anliegen der Sozialpolitik müsse sein, die Lebensbedingungen nachhaltig zu verbessern. Sich auf freiwilliges Engagement für die Versorgung zu verlassen, greife zu kurz.
Heinz-Josef Kessmann fordert, aus den Erfahrungen mit der Pandemie zu lernen: "Eine Krise wirkt wie ein Brennglas, sie führt Missstände, Probleme und Ungleichheiten unübersehbar vor Augen." Das gelte auch für die Corona-Pandemie, "SystemPflege kein von der niemand so genau weiß, wie lange sie noch ein wesentlicher Bestandteil unseres Lebens sein wird."
064-2020 29. Juni 2020