Das Spektrum reicht vom elektronischen Kätzchen vor allem für dementiell erkrankte Patienten über VR-Brillen für die Biographiearbeit und das Tablet auf einem fahrbaren Gestell bis zum Exoskelett für die Mitarbeitenden, um sie beim Heben zu entlasten. Welche der bei der Mitgliederversammlung der Diözesanen Arbeitsgemeinschaft Ambulante Pflege in der Diözese Münster vorgestellten Techniken sich durchsetzt, wird sich allerdings noch erweisen müssen, erklärte Detlev Becker, Sprecher der Arbeitsgemeinschaft und Geschäftsführer der Caritas in Ibbenbüren.
"Wir stehen noch ganz am Anfang der Entwicklung", sagte Becker. Wichtig sei jeweils, nicht Technik um der Technik willen einzusetzen, sie "muss am Ende auch einen Mehrwert haben". Problematisch sei, dass sich bei vielem, das heute schon genutzt werde und sich für die Zukunft abzeichne, der Datenschutz als "echtes Hemmnis" erweise.
Regina Schüren, Sprecherin der AG und Caritas Geldern-Kevelaer, wies auf das Risiko hin, dass "wir uns auch abhängig machen, wenn wir uns für eine Technologie entscheiden". Die Digitalisierung werde sich deshalb nicht aufhalten lassen, aber es müsse die Frage beantwortet werden, "wie sie sich in unseren Alltag integrieren lässt".
Um einen Überblick über die derzeitige Nutzung digitaler Technik zu gewinnen und den Bedarf für die Unterstützung in diesem Bereich zu ermitteln, hat Dr. Gesa Linnemann, Juniorprofessorin an der FH Münster und Mitarbeiterin im Referat Altenhilfe, eine Umfrage gestartet. Danach nutzen die ambulanten Pflegeteams digitale Technik vor allem zur vernetzten Touren- und Leistungserfasssung sowie zur elektronischen Pflegedokumentation.
Für die Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft, Margarethe Köckemann, ist dies symptomatisch für die Übergangsphase, in der sich auch die ambulante Pflege derzeit befindet. Einerseits greifen die Pflege- und Krankenkassen gerne auf die übermittelten Daten zu, andererseits verlangen sie nach wie vor die analoge Dokumentation auf Papier. Dieser Doppelaufwand sei ärgerlich, zumal schon fest stehe, dass Leistungen der Pflegeversicherung ab Oktober 2022 und Leistungen der häuslichen Krankenpflege ab April 2023 nur noch digital abgerechnet werden.
Detlev Becker kritisierte, dass die Pflegestrukturen stationär geprägt seien, obwohl viel mehr Menschen ambulant gepflegt würden. Hierzu habe man im NRW-Gesundheitsministerium einen Termin vereinbart. Nehme man die Erfordernisse der ambulanten Pflege in den Blick, sollte man zum Beispiel freies Parken ermöglichen. Dies wäre eine große Erleichterung für die Mitarbeitenden.
Turnusmäßig standen nach vier Jahren Wahlen zum Vorstand der Arbeitsgemeinschaft an, die in der Diözese Münster 100 Sozialstationen der Caritas vertreten. Detlev Becker stellte sich nicht erneut zur Wahl. Ausgeschieden ist auch Tobias Berghoff, ehemals Vorstand der Caritas Hamm, nach einem Wechsel zur Caritas Dortmund. Für sie rückten Stefan Kneermann (Caritas Borken) und Sebastian Knoppers (Caritasverband Münster) nach. Weiterhin befassen sich mit den aktuellen Entwicklungen Jochen Fallenberg (ViCa Coesfeld), Klaus Jäger (Caritas Rheine), Thomas Kegler (Caritas Moers-Xanten), Regina Schüren (Caritas Geldern-Kevelaer), Markus Weber (Caritas Ambulante Dienste, Beckum) und Matthias Wittland (Caritas Ahaus-Vreden).
085-2019 (hgw) 11. Dezember 2019