Einzelberatungen sind eben auch bei einem gemeinsamen Spaziergang möglich, wenn es telefonisch nicht mehr reicht und in einem Raum nicht geht. Jetzt will Zachej, die vor allem im "Querschnitt" eingesetzt ist, also Ehrenamtliche für Betreuungen sucht und begleitet, Online-Beratungen und -Schulungen anbieten.
Gerade die Suche nach neuen Ehrenamtlichen und ihre Vermittlung an Menschen, die vor allem aus gesundheitlichen Gründen eine Betreuung, häufig zum Beispiel in finanziellen Angelegenheiten benötigen, erweist sich seit fast einem Jahr als ziemlich schwierig. Kennenlern-Termine zwischen möglichen Freiwilligen und betreuten Menschen können ebenso wie Einführungsschulungen und Fortbildungen derzeit nur sehr bedingt stattfinden, berichtet Zachej. Für die ehrenamtlich Betreuenden "sichtbar zu bleiben", sei allerdings wichtig. Das gilt auch für die Gewinnung neuer Ehrenamtlicher. Da hilft es auch in normalen Zeiten, dass die SkF-Mitarbeiterin ständig für Vorträge zum Betreuungsrecht und Vorsorgevollmachten unterwegs ist
Um 220 zu betreuende Menschen kümmern sich vornehmlich ihr Kollege und fünf Kolleginnen hauptamtlich, 260 weitere werden ehrenamtlich betreut. Dafür hat der SkF Bocholt rund 230 Freiwillige gewonnen, die Zachej im Blick behält, fortbildet, berät und für die sie als Ansprechpartnerin, unterstützt vom Team, bereit steht in schwierigen Situationen.
Aufwändig, aber im Ergebnis bewährt ist das Verfahren der Kontaktanbahnung in normalen Zeiten. Das Amtsgericht überträgt dem SkF Betreuungsfälle. Erscheint es möglich, dass ein Ehrenamtlicher den erforderlichen Aufwand bewältigen kann, begleitet er im "Patensystem" die hauptamtlichen Mitarbeitenden anfangs und übernimmt die Betreuung, wenn er nach einer Schulung dafür bereit ist.
Sowohl die Freiwilligen als auch die Angehörigen, die vielfach diese Aufgabe übernehmen, werden auf die vielfältigen Aufgaben vorbereitet. Der letzte Kurs war im Herbst möglich, berichtet Zachej, allerdings wegen der coronabedingt eingeschränkten räumlichen Situation nur mit vier Teilnehmenden. Mit verkürzten Einzelschulungen hat sich die SkF-Mitarbeiterin bislang über die Zeit gerettet, online will sie jetzt wieder größere Gruppen erreichen. Auch der Erfahrungsaustausch in Gruppen, ein wichtiges Element in der Begleitung der Ehrenamtlichen, soll digital wieder starten. Den insgesamt erhöhten Zeitaufwand kann Zachej derzeit noch durch die ausfallenden Vorträge ausgleichen.
Unabhängig davon, ob die Betreuung ehren- oder hauptamtlich erfolgt, hat die Pandemie dem SkF-Team in der Rechtlichen Betreuung veränderte Aufgaben und dazu neue Herausforderungen beschert. In "normalen" Zeiten gehen Betreuer vor Ort in Altenheime und Krankenhäuser. "Sie begleiten beispielsweise bei Aufklärungsgesprächen mit Anästhesisten," nennt Sanna Zachej einen Anlass dafür. Teilweise gehe zumindest die hier erforderliche Beratung über Telefon, aber nicht immer. Es gebe zwar kein Betretungsverbot, mit Schnelltest und Schutzkleidung sei jedoch ein Besuch schon aufwändig.
Neu hinzu gekommen als Aufgabe sei das Impfmanagement mit den bekannten Schwierigkeiten von Terminbuchung bis zur Klärung, wie der Betreute zum Impfzentrum komme. Teilweise ließen sich Fahrten über die Corona-Nothilfe, den "Taxi-Impfbus", in Bocholt organisieren. Aber wenn das nicht gelinge und die Krankenkasse die Kosten nicht übernehme, seien für die Fahrt mit dem regulären Taxi nach Velen schnell über 100 Euro fällig. Dazu müsse geklärt werden, ob eine Begleitung notwendig ist und wer sie übernehmen kann. Weil derzeit keine oder kaum persönliche Termine bei Behörden möglich seien, hätten auch die telefonischen Unterstützungsanfragen bei ihren Kolleginnen deutlich zugenommen, so Zachej.
Die Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in normale Zeiten hat Sanna Zachej längst aufgegeben. Sie hält Vorsicht weiterhin für notwendig. Mit der Umsicht Aller und der planmäßigen Umsetzung der Impfungen "wird sich das Leben mit dem Corona-Virus irgendwann wieder entspannen und persönliche Begegnung wieder möglich sein", ist sie sich sicher.
018-2021 (hgw) 25. Februar 2021