Für die Darmstädter Erziehungs- und Sozialwissenschaftlerin Prof. Dr. Gisela Jakob bieten das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) und der Bundesfreiwilligendienst (BFD) Orientierung in einer für Viele von Unsicherheit geprägten Übergangsphase im Leben. Rund 6.500 jungen Erwachsenen hat die FSD-Gesellschaft im Bistum Münster in den vergangenen zehn Jahren diese Chance geboten.
2005 haben der Diözesancaritasverband Münster und der BDKJ im Bistum Münster die FSD Gesellschaft als gemeinnützige GmbH gegründet, um das Freiwillige Soziale Jahr auszubauen. Diese Idee konnte weit erfolgreicher als erwartet umgesetzt werden. Kerstin Stegemann, Vorsitzende des BDKJ, sieht hier eine ideale Ergänzung der Interessen und Kompetenzen beider Verbände. Die in Münster gefundene Organisationsstruktur sei bei der Einführung des BFD Vorbild für andere Bistümer geworden.
Dem Einsatz der Freiwilligen in den kirchlichen Diensten und Einrichtungen misst Generalvikar Norbert Kleyboldt hohe Bedeutung bei: "Wir können damit als Kirche den diakonischen Auftrag erfüllen." Er betonte den Bildungsauftrag der FSD im Bistum Münster dabei, die für jeden Teilnehmer fünf Schulungswochen organisiert. Im Freiwilligenjahr biete sich die Möglichkeit, Talente zu entdecken und Neues auszuprobieren. Manchmal stoße man dabei auch an Grenzen, so Kleyboldt bei der Feier zum zehnjährigen Bestehen der FSD im Bistum Münster am Dienstagnachmittag im Diözesancaritasverband.
Nicht zuletzt die Grenzerfahrungen sind für Gisela Jakob ein wichtiges Element in der Entwicklung von Lebenskompetenzen, die das Freiwilligenjahr biete. Hier werde nicht auf Vorrat gelernt, sondern der junge Erwachsene unmittelbar mit den Folgen seines Handelns konfrontiert. Das Jahr biete dazu die Freiräume. Zudem sensibilisiere die Arbeit für soziale Notlagen.
Jakob benannte wichtige Elemente des Freiwilligendienstes für die Zukunft: Das Bürgerschaftliche Engagement müsse ernst genommen werden. Die intensive Begleitung durch Träger und Einsatzstellen sieht sie als "zentrales Element". Da die Menschen, um die sich die Freiwilligen kümmern, häufig nicht zu Dank in der Lage seien, sei die Entwicklung einer Anerkennungskultur in den Diensten umso wichtiger.
Eine aktuelle Herausforderung sieht Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann im Feld der Flüchtlingsarbeit. Zum einen sollen verstärkt jungen Flüchtlingen durch ein Freiwillligenjahr die Integration erleichtert werden. Zum anderen stelle sich die Frage, wie die Freiwillligen verstärkt in die Begleitung von Flüchtlingen einbezogen werden können. Vorrangig bleibe dabei immer der Bildungsauftrag: "Den nehmen wir sehr ernst", betonte Kessmann.
091-2015 (hgw) 8. September 2015%%%%