Dieses Ergebnis einer Studie der Uni Bielefeld war Auslöser für die Diskussion, die jetzt zu einem ersten Treffen von rund 90 Frauenbeauftragten und ihren Vertrauenspersonen aus allen Caritas-Werkstätten in NRW im integrativen Tagungshaus der Alexianer in Dülmen führte. Rita Stecker-Schürmann, einzige Leiterin einer Werkstatt in Rheine, sah sie als "Wegbereiterinnen für Frauenbelange". Für Marie-Luise Schulze-Jansen ist dies "ein Meilenstein für die Behindertenhilfe". Sie ist die Koordinatorin der Landesarbeitsgemeinschaft der Caritas-Werkstatträte und Frauenbeauftragten in NRW. In den 29 Werkstätten arbeiten 16.800 Menschen mit Behinderungen.
Rita Stecker-Schürmann zeigte den erstmals gewählten Frauenvertreterinnen einen weiten Weg auf: "Alles ist noch neu und muss entwickelt werden". Umso wichtiger sei es, dies zusammen zu tun. Frauen und Männer müssten die gleichen Chancen in den Werkstätten haben. Die Unterschiede "beginnen aber schon bei der Berufswahl", stellte Stecker-Schürmann fest. Selten finde man eine weibliche Beschäftigte in der Schlosserei oder der Holzwerkstatt, umso mehr aber in der Näherei. Gleichstellung bedeute aber, dass "jeder werden kann, was er will, wenn die Voraussetzungen dafür stimmen".
Die neue Caritas-Mitwirkungs-Ordnung fordert für alle Werkstätten die Wahl von Frauenbeauftragten. Sie sollen sich, erläuterte Marie-Luise Schulze-Jansen, einsetzen für gleiche Rechte von Frauen und Männer, familienfreundliche Arbeitszeiten und vor allem auch den Schutz vor körperlicher, seelischer und sexueller Gewalt. Zusammen mit den Landschaftsverbänden sei die Empfehlung ausgearbeitet worden, dass den Frauenbeauftragten weibliche Vertrauenspersonen zur Seite gestellt werden. Sie unterstützen die Frauenbeauftragten, sollen ihnen aber keine Entscheidungen abnehmen, so Schulze-Jansen: "Nehmen sie sich die Zeit, um miteinander zu wachsen".
Schulze-Jansen forderte die Frauenbeauftragten auf, auch eigene Angebote in den Werkstätten wie zum Beispiel Selbstsicherheitstrainings, Sportkurse oder Frauencafés zu initiieren. Bei Problemen sollten sie mit den Diensten der Werkstätten zusammenarbeiten sich aber auch nicht scheuen, mit Beratungsstellen außerhalb der Werkstätten Kontakt aufzunehmen. Wichtige Ansprechpartner dazu sind die Gleichstellungsbeauftragten in den Städten und Kreisen. Dazu stellte die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Löhne, Monika Lüpke, ihre Aufgaben vor.
Der Diözesancaritasverband Paderborn bietet Fortbildungen für Frauenbeauftragte und Vertrauenspersonen an. Der gegenseitigen Stärkung sollen künftig weitere Konferenzen zweimal im Jahr dienen.
026-2018 (hgw) 4. Mai 2018