Für deren Erfolg sei es zudem wichtig, "dass sich die Angebote am individuellen Bedarf orientieren und mit begleitenden Hilfen die Möglichkeit der Teilnahme gefördert wird", erklärt der Münsteraner Diözesancaritasdirektor Heinz-Josef Kessmann. Notwendig sei zum Beispiel eine unterstützende Lernbegleitung, denn viele der Teilnehmenden in den Maßnahmen verfügten noch nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung.
In Nordrhein-Westfalen können knapp 45 Prozent der Teilnehmenden keinen Ausbildungsabschluss nachweisen, in den Arbeitsagenturen in der Diözese Münster liegt die Quote mit einer Ausnahme deutlich darunter. In Kleve sind es 59 Prozent, in Borken mit 21,3 Prozent am niedrigsten.
Hohes Interesse besteht bei den Teilnehmenden an Mangelberufen. Während landesweit die meisten in die Altenpflege streben, steht in der Diözese Münster die Ausbildung zum Berufskraftfahrer an der Spitze. Hier ist der Kreis Borken Spitzenreiter mit 41,2 Prozent gegenüber dem Landesdurchschnitt von 23,3. In Recklinghausen dagegen ist es umgekehrt, hier will mehr als ein Drittel der Teilnehmen künftig in der Altenpflege arbeiten.
In diesen "Engpassberufen" fördert die Bundesagentur besonders. Insgesamt sieht die Freie Wohlfahrtspflege allerdings noch Luft nach oben. Um gerade auch lernungewohnte und geringqualilfizierte Arbeitnehmende zu motivieren, braucht es nach Meinung von Kessmann unterstützende Angebote wie die Übernahme von Fahrtkosten oder eine Kinderbetreuung. Wichtig sei auch, dass die Weiterbildung zum Teilnehmenden passe.
An der Entwicklung der Zahl der Teilnehmenden lässt sich der positive Effekt des seit zwei Jahren geltenden Qualifizierungschancengesetz ablesen. Sie stiegen von 2.044 in 2018 auf 3.076 in 2020, wobei für das vergangene Jahr sogar nur Zahlen bis Oktober vorliegen. Dieser Trend bestätigt sich durchgängig in der Diözese Münster. Hilfreich seien hierbei sicherlich die Entgeltzuschüsse, die das Gesetz den Betrieben gewähre, wenn sie ihre Beschäftigten für eine Weiterbildung freistellten, so Heinz-Josef Kessmann.
Gerade die aktuelle Krise am Arbeitsmarkt sollte seiner Ansicht nach für eine Qualifizierung genutzt werden, um den Arbeitsplatz zu sichern oder in eine neue krisenfestere Arbeitsstelle wechseln zu können. Corona hinterlässt deutliche Spuren in der Statistik: Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist innerhalb des vergangenen Jahres von fast 243.000 auf knapp 324.000 gestiegen.
030-2021 (hgw) 25. März 2021